Wem normale Lebensmittel-Lieferdienste nicht modern genug sind, der kann mancherorts schon die nächste Entwicklungsstufe ausprobieren: Bestellte Waren werden von autonomen Lieferwagen nach Hause gebracht.
Eine App starten, Lebensmittel bestellen und dann warten, bis sie nach Hause geliefert werden. Dank Diensten wie Amazon Fresh oder Instacart ist das zumindest in London kein Problem mehr. In einem Teil der Stadt aber gab es solche Lieferungen eine zeitlang sogar schon mit Hilfe eines autonomen Lieferwagens.
CargoPod liefert die Lebensmittel
Eingesetzt wurde dafür ein Fahrzeug namens CargoPod, entwickelt von Oxbotica, einem Spin-Off der University of Oxford. Die nötige Infrastruktur kommt von dem Online-Lebensmittelhändler Ocado. Das kleine Elektrofahrzeug ist mit Lidar-Sensoren und Stereo-Kameras ausgerüstet und nutzt Autonomie-Software von Oxbotica, um Hindernisse zu erkennen und ohne menschliche Intervention durch die Straßen zu navigieren (wobei britische Gesetze weiterhin einen Fahrer am Steuer verlangen).
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Hinten in dem Fahrzeug befinden sich acht Fächer mit je einer Kiste, in die drei Tüten mit Lebensmitteln passen. Beladen wird es von Menschen in einem kleinen Vertriebszentrum, in diesem Fall einem größeren Lieferwagen von Ocado, in den 80 der Kisten passen. Dann macht es sich auf den Weg zu den Kunden. Die Route wird in der Cloud vorgeplant, aber vom Fahrzeug selbst umgesetzt. Wenn es an einer Adresse ankommt, wird der Kunde über sein Smartphone benachrichtigt. Er muss dann einen Knopf am Fahrzeug drücken, um eine Tür öffnen und seine Lebensmittel herausnehmen zu können.
Autonome Lieferung mit einem Hauch Spielerei
Ähnlich wie andere Experimente mit automatischen Lieferungen, zum Beispiel die mittels Drohnen bei Amazon, hatte auch dieses einen Hauch von Spielerei. Bestellungen waren auf drei Lebensmittel-Pakete mit nicht verderblichen Waren wie Trockenfrüchten oder Keksen beschränkt, der Test lief nur zehn Tage lang, und geliefert wurde nur innerhalb der Grenzen von Berkeley Homes, einem eingezäunten Wohnentwicklungsgebiet mit wenig Verkehr. Ganz offensichtlich waren auch noch nicht alle nötigen Faktoren berücksichtigt ? nicht zuletzt eine Identifizierung, bevor man ein Fach öffnen kann.
Um auf ein Gelände zu kommen, räumt der Oxbotica-Chef Grame Smith ein, “brauchen wir einen Menschen, der einen Knopf drückt, um die Tore zu öffnen”. Und, so fährt er fort: “Als wir das erste Mal auf einen Müllwagen stießen, der den Weg blockierte, musste unser Fahrzeug geduldig stehen bleiben und warten. Aber eines der Ziele des Projekts ist ja, Daten über solche ungewöhnlichen Vorkommnisse zu sammeln, um herauszufinden, was wir besser machen können.”
Pläne für autonome Lieferdienste
Ocado mit seinen stark automatisierten Vertriebszentren sieht die Technologie jedenfalls als sehr realistische Ergänzung seiner bisherigen Bemühungen an. “In den nächsten Jahren wird es mehr Versuche dieser Art geben”, sagt Paul Clarke, Chief Technology Officer des Unternehmens. “Die nächste Entwicklungsstufe könnte ein größeres Projekt sein, vielleicht mit tiefgefrorener Ware.”
Irgendwann, so erwartet Clarke, werden autonome Fahrzeuge keinen menschlichen Aufpasser mehr brauchen und könnten dann auf Bestellung Lieferungen aus einem nahegelegenen Vertriebszentrum übernehmen. Kunden müssten dann keinen Liefertermin mehr ausmachen und sich danach richten, sondern könnten Lebensmittel zu beliebigen Zeiten bestellen ? zum Beispiel nach der Arbeit, auch wenn das spät abends oder nachts ist. Alternativ könnten die Fahrzeuge als nächtliche Snack-Verkaufsautomaten auf Rädern eingesetzt werden. Ein ähnlicher Dienst wird in China bereits von dem Start-up Wheelys getestet.
Autonome Fahrzeuge nicht nur für einen Zweck
Interessant dabei: Wer die kleinen Lieferfahrzeuge letztlich betreiben wird, scheint noch völlig offen zu sein ? sie könnten nicht nur Waren befördern, sondern auch Menschen. “In Zukunft werden diese Fahrzeuge nicht unbedingt nur für einen Zweck genutzt werden”, sagt Clarke. “Es könnte so sein, dass eine Person eine autonome Fahrt von A nach B gebucht hat, und möglicherweise gibt es ganz in der Nähe des Ziels etwas für die Rückfahrt mitzunehmen. Das wird dazu beitragen, die Kosten zu senken und die Zahl der Fahrzeuge zu verringern, die auf den Straßen wirklich gebraucht werden.”
(Jamie Condliffe) / (sma)