Ist der Dollar inzwischen so sehr vom Ölpreis abhängig, dass er mit dem Ende des fossilen Zeitalters seine Rolle als Weltgeld verliert?
Die internationalen Devisenmärkte können sich offensichtlich nicht recht entscheiden. Obwohl die Eurokrise keineswegs überwunden ist und die Gemeinschaftswährung mit Brexit, spanisch-katalanischen Turbulenzen und dem Aufstieg der extremen Rechten nun auch in den Kernländern der EU mächtig unter Druck stehen sollte, kann die US-Währung davon kaum profitieren.
Im Gegenteil: Bis vor kurzem hat der Euro gegenüber dem US-Dollar sogar zugelegt, und auf jeden Fall ist er noch weit von seinem historischen Tiefstand entfernt. Der wurde zu Beginn des Jahrtausends erreicht, als der Euro zeitweise für 83 US-Cent zu haben war. Derzeit müssen nicht ganz 1,2 US-Dollar für einen Euro ausgegeben werden (historischer Kursverlauf hier).
Auch die immer noch schwächelnde japanische Wirtschaft, der derzeit zum wiederholten Male baldige Besserung attestiert wird, konnte bisher 2017 den Kurs des US-Dollars als Safe-Heaven-Währung kaum beflügeln.
Die Frage ist, wie lange diese relative Dollar-Schwäche noch anhält. Auf Asia Times Online argumentiert ein Autor, dass die Entwicklung in Ostasien dem US-Dollar schon bald einen Höhenflug bescheren könnte. In Japan würden derzeit vom Regierungschef neue Stimulus-Maßnahmen versprochen, da er die Wahlen am 22. Oktober für sich entscheiden will und zur Abwechslung Konkurrenz aus der rechts-bürgerlichen Ecke befürchten muss.
Damit würde sich Japans auf den Wechselkurs drückendes Deflationsproblem fortsetzen. Auch für China rechnet der Autor mit einem niedrigeren Kurs der Landeswährung, den die Regierung schon bald wieder zur Belebung des Exports einsetzen werde.
Das ist allerdings eine durchaus gewagte Prognose, denn die wirtschaftliche Entwicklung in Ostasien ist zur Zeit mit derart vielen Unwägbarkeiten behaftet, wie seit langem nicht. Dazu tragen nicht zuletzt die von Washington und Pjöngjang angeheizten Spannungen bei.
Auch die Aufstellung eines Raktenabwehrsystems in Südkorea trägt zur Verschlechterung der Stimmung bei. Die Regierung in Beijing sieht das auch gegen sich gerichtet und hat mit Sanktionen gegen Südkorea reagiert, zu dem die Volksrepublik eigentlich ansonsten gute Beziehungen unterhält und mit dem es einen regen Kapital-, Waren- und Besucheraustausch gibt.
Außerdem ist die relative Kraftlosigkeit des US-Dollars vielleicht zum Teil einfach auch die Folge des anhaltend niedrigen Rohölpreises. Da dieses ganz überwiegend in US-Dollar gehandelt wird, ist die Nachfrage nach der Devise solange niedrig, wie das schwarze Gold zu vergleichsweise geringen Preisen zu haben ist. Zugleich wäre das dann ein Hinweis darauf, dass mit dem ausgehenden Ölzeitalter auch die Ära des US-Dollars als Weltgeld sich dem Ende neigt.